Selbstständig und Familie: Den Spagat meistern – Tipps für introvertierte Solopreneurinnen

Renée Huwe • 1. Juni 2025

Selbständigkeit und Familie – eine Herausforderung (nicht nur für Introvertierte)

Hallo liebe Selbstständige,

kennst du das Gefühl? Du liebst deine Freiheit als Solo-Selbstständige. Du bestimmst selbst, wann und woran du arbeitest. Das ist wunderbar! Aber gleichzeitig stemmst du noch eine ganz andere, wichtige Aufgabe: Du kümmerst dich liebevoll um deine Angehörigen, die Pflege brauchen, oder wirbelst mit deinen kleinen Kindern durch den Alltag.


Und vielleicht bist du dazu noch eher ein ruhiger Mensch. Jemand, der seine Batterien am besten in der Stille auflädt und nicht ständig im Mittelpunkt stehen muss.


Puh, das ist ganz schön viel auf einmal, oder? Es ist völlig normal, wenn du dich da manchmal zwischen allen Stühlen fühlst. Zwischen dem Wunsch nach beruflichem Erfolg und der Verantwortung für deine Lieben. Zwischen dem Bedürfnis nach Ruhe und dem Trubel des Alltags.


Du bist nicht allein!

Ganz viele selbstständige Frauen (und auch Männer!) kennen diese Zerrissenheit. Gerade wenn du eher introvertiert bist, kann die Selbstständigkeit manchmal wie eine extra Hürde wirken. Netzwerken, dich selbst verkaufen, ständig sichtbar sein – das kostet Kraft. Kraft, die du vielleicht gerade an anderer Stelle dringender brauchst.


Aber hey, deine ruhige Art ist eine Stärke! 

  • Du kannst dich gut konzentrieren. 
  • Du arbeitest sorgfältig. 
  • Du baust tiefe Beziehungen zu deinen Kunden auf. 

Das sind riesige Vorteile!


Wie schaffst du den Spagat?

Es geht nicht darum, dich zu verbiegen oder plötzlich zur lauten Marktschreierin zu werden. Es geht darum, Wege zu finden, die zu DIR passen. Zu deiner Persönlichkeit, zu deinem Leben mit all seinen Facetten.

Hier ein paar Ideen, die dir vielleicht helfen:

1. Deine Energie ist dein Schatz – hüte sie gut!

  • Kenne deine Kraftquellen: Was gibt dir Energie? 
  • Ein Spaziergang allein? 
  • Ein gutes Buch? 
  • Ein ruhiges Hobby? 

Plane diese kleinen Auszeiten fest ein. Ja, wirklich einplanen, sonst gehen sie im Alltag unter. Auch 5 Minuten Ruhe können Wunder wirken.

Martha macht einen 20-minütigen Spaziergang mit dem leeren Kinderwagen in der Natur entlang des Sees, bevor sie ihre Zwillinge vom Kindergarten abholt. 

  • Erkenne Energieräuber: Was zieht dir Kraft ab? 
  • Unnötige Meetings? 
  • Ständige Erreichbarkeit? 
  • Kunden, die nicht zu dir passen? 

Versuche, diese Dinge zu reduzieren.


Beispiel:

Sabine hat einen Energieräuber für sich gefunden. Sie hört mit dem ständigen Checken der E-Mails am Abend, nachdem die Kinder schlafen, auf. Stattdessen hat sie feste Zeiten für E-Mail-Checks eingeplant (9:00-9:30, 12:00-12:15, 17:15-17:30) und schaltet außerhalb dieser Zeiten die E-Mails stumm. 


  • Arbeite, wenn du am besten kannst: Bist du ein Morgenmensch oder eine Nachteule? Nutze deine produktivsten Zeiten für die wichtigsten Aufgaben.


Beispiel:

Anna-Sophie als Morgenmensch nutzt von 5:00-7:00 ihre produktivsten Stunden für anspruchsvolle Aufgaben, bevor die Kinder aufwachen.


2. Klare Grenzen setzen – für dich und andere.

  • Arbeitszeiten definieren: Auch wenn es schwerfällt – versuche, feste Zeiten für deine Arbeit zu finden. Und genauso feste Zeiten für deine Familie oder die Pflege. Das hilft, mental abzuschalten.
  • Nein sagen lernen: Du musst nicht jeden Auftrag annehmen. Du musst nicht bei jeder Anfrage sofort springen. Ein freundliches „Nein“ zu Dingen, die dich überfordern oder nicht passen, ist ein „Ja“ zu dir selbst.
  • Kommuniziere deine Bedürfnisse: Sprich offen (wenn möglich) mit deiner Familie oder den Menschen, die du pflegst. Erkläre, wann du ungestört arbeiten musst. Vielleicht könnt ihr gemeinsam Lösungen finden?


Beispiele:

Anna-Sophie hat außerdem feste Arbeitszeiten von 9 bis 12 Uhr, während die Kinder bei der Tagesmutter sind. Die restliche Zeit ist für die Familie reserviert. 


Martha hat zu einem lukrativen, aber zeitaufwändigen Auftrag Nein gesagt, um die Zeit den Kindern beim Kinderschwimmen nutzen zu können. 


Sabine, die sich neben den Kindern auch um die pflegebedürftige Schwiegermutter kümmert, hat dieser mitteilt, dass sie von 10 bis 11 Uhr konzentriert arbeiten muss und ungestört bleiben möchte, und in dieser Zeit auch nicht erreichbar ist. Das funktioniert mittlerweile gut und die Schwiegermutter ruft frühestens 11:15 an. Sie wartet mit ihren Wünschen jetzt sogar oft, bis Sabine das Mittagessen vorbeibringt.


3. Marketing & Sichtbarkeit – auf deine Art.

  • Nutze deine Stärken: Liegt dir das Schreiben mehr als das Reden? Super! Ein Blog, ein Newsletter oder gute Texte auf deiner Webseite sind perfekt für dich.
  • Qualität statt Quantität: Du musst nicht auf jeder Plattform tanzen. Such dir ein oder zwei Kanäle aus, die dir liegen und wo du deine Wunschkunden erreichst.
  • Persönliche Empfehlungen: Zufriedene Kunden sind deine besten Werbebotschafter. Pflege deine Kundenbeziehungen gut – das passt wunderbar zu deiner ruhigen, tiefgründigen Art.
  • Netzwerken – anders gedacht: Statt großer Events suche dir kleine Gruppen, Online-Communitys oder 1:1-Gespräche mit Menschen, die auf deiner Wellenlänge sind.


Beispiele:

Sophia, eine introvertierte Selbstständige, die gerne schreibt, hat einen Blog gestartet und teilt dort ihre Expertise. Sie muss sich jetzt nicht mehr auf aufwendigen Networking-Events präsentieren. 


Sabine will sich nur noch auf Instagram und Pinterest konzentrieren, um ihren Zielkunden zu erreichen. So kann sie fokussiert arbeiten, anstatt auf allen Plattformen aktiv zu sein. 


Die Pflege von Kundenbeziehungen erledigt Corinna, eine DIY-Kursanbieterin durch persönliche Dankeskarten nach abgeschlossenen Projekten erfolgen. Anstelle großer Netzwerkveranstaltungen nutzt sie kleine Online-Treffen mit anderen Selbstständigen aus ihrer Branche. Das erfüllt ihre Bedürfnisse besser.


4. Sei gut zu dir selbst!

  • Perfektionismus ablegen: Es muss nicht immer alles 150%ig sein. Gut ist oft gut genug. Gerade, wenn die Zeit knapp ist.
  • Hilfe annehmen: Niemand kann alles allein schaffen. Trau dich, um Unterstützung zu bitten – im Haushalt, bei der Kinderbetreuung, bei der Pflege oder auch im Business (z. B. durch eine virtuelle Assistenz wie mich 😉).
  • Feiere deine Erfolge: Klopf dir selbst auf die Schulter! Du meisterst eine riesige Doppelbelastung. Sei stolz auf jeden kleinen Schritt, den du schaffst.


Beispiele:

Martha hat sich das Ziel gesetzt, die ständige Suche nach der perfekten Formulierung in einem Geschäftsbrief zu unterlassen und die erste gute Version zu versenden. 


Sabine hat eine Haushaltshilfe für einige Stunden pro Woche zu engagiert, um Zeit für die Arbeit zu gewinnen. Diese geht anschließend auch noch eine Stunde zur Schwiegermutter putzen. 


Sophia gönnt sich regelmäßig einen gemütlichen Abend mit einem guten Buch nach Abschluss eines großen Projekts. Da sind die Kinder im Bett und sie kann ungestört die Zeit genießen, während ihr Mann sich seinem Hobby im Keller widmet.


Fallbeispiel: Eva, Webdesignerin, 2 Kinder, pflegebedürftiger Ehemann

Eva, Webdesignerin mit zwei Kindern und pflegebedürftigem Ehemann, kann die Kita-Zeiten der Kinder (8–14 Uhr) als Zeitfenster für konzentriertes Arbeiten nutzen. Insbesondere an den zwei Tagen, an denen ihr Mann in der Tagespflege ist (7–16 Uhr), hat sie ungestört Zeit für ihre Arbeit. 


Eva macht trotzdem an diesen Tagen einen kurzen Spaziergang in der Mittagspause. Einmal pro Woche nimmt sie sich Zeit für ein entspanntes Bad am Abend. Dienstags ist Zeit für ihre Yoga-Stunde. Sie hat diese Termine bewusst in ihren Tag eingeplant und in den Kalender eingetragen. 


Energieräuber, wie ständiges E-Mail-Checking, reduziert sie, indem sie feste Zeiten für die Bearbeitung ihrer Mails jeweils 30 Minuten am Arbeitsbeginn und vor dem Feierabend festgelegt hat.  Da ihr Mann an zwei Tagen in der Woche tagsüber in der Tagespflege ist, kann Eva an diesen Tagen ihre wichtigsten Aufgaben erledigen. Von 9 bis 11 ist daher Fokuszeit – Handy und andere Störquellen schaltet sie gezielt aus.


Sie sagt Nein zu zusätzlichen Aufträgen, die ihre Zeit und Energie überstrapazieren würden. Im Marketing konzentriert sie sich auf LinkedIn und Facebook, die ihre Zielgruppe erreichen und die ihr auch liegen, anstatt auf vielen Plattformen präsent zu sein.  Eva setzt auch auf ihre eigenen Stärken:  als Webdesignerin kann sie ihre Expertise in einem monatlichen Blog und einem 14-tägigen Newsletter teilen. 


Um besser auf ihre Bedürfnisse zu achten, nimmt sie zusätzlich zum Pflegedienst für ihren Mann noch weitere Hilfe im Haushalt an. Ein Fensterputzer und eine Haushaltshilfe schaffen ihr Zeit für ihre Arbeit und ihre Familie. Außerdem betreut einmal in der Woche die Oma nachmittags zwei Stunden die Kinder. So haben Eva und ihr Mann Zeit für sich.


Fazit: Dein Weg als Selbständige ist dein eigener.

Liebe Selbstständige, liebe Mama, liebe Pflegende, liebe Introvertierte – du machst das großartig! Es ist okay, wenn nicht jeder Tag perfekt läuft. Es ist okay, Pausen zu brauchen. Finde deinen eigenen Rhythmus, der deine Bedürfnisse berücksichtigt. Du musst dich nicht für deine Arbeit oder deine Familie entscheiden. Du kannst beides leben – auf deine ganz persönliche Art.


Such dir die Tipps heraus, die sich für dich gut anfühlen. Probiere aus, was funktioniert. Schritt für Schritt findest du deinen Weg zu einem erfüllten (Arbeits-)Alltag, der zu dir passt. Du schaffst das!