Wege zur emotionalen Kundenansprache
Warum Emotionen für Texte und Verkäufe wesentlich sind

Wege zur emotionalen Kundenansprache
Menschen kaufen anhand von Emotionen. Begründen später aber mit Logik.
Wir mögen uns für rational halten. Jedoch spielen in Wahrheit immer unsere Emotionen eine Rolle. Und da dies unbewusst und viel schneller als rationale Gedanken abläuft, darfst du das bei deiner Kommunikation mit deiner Zielgruppe nicht vergessen.
Wer an Emotionen im Zusammenhang mit Verkaufen denkt, findet sich schnell in Klischees wieder: Freude und Kauflaune scheinen stets Hand in Hand zu gehen. Das mag für Usability und Nutzererlebnis zutreffen. Aber auch da gibt es Unterschiede. Je nach Zielgruppe muss auch dabei differenzierter herangegangen werden. Betrachtet man die Emotionen, die uns zur (virtuellen) Kreditkarte greifen lassen, sind das nicht immer positive Stimmungen (im Gegenteil).
Das „Rad der Emotionen“ des amerikanischen Psychologen Robert Plutchik zeigt, dass die Orientierung an positiven Gefühlen zu kurz greifen muss, da sie schlichtweg nur einen kleinen Teil unserer Gefühlszustände ausmachen.
Andere setzen auf das Motto „Angst verkauft“. Auch das ist zu kurz gedacht. Es mag für Business-Modelle funktionieren, wo du nur einmal etwas an jeden Kunden verkaufen willst. Dann musst du jedoch ständig neue Kunden gewinnen. Setzt du jedoch auf mehrfache Verkäufe an Bestandskunden, so sollten es keine Angstkäufe sein. Du musst Vertrauen aufbauen.
Beispielsweise rät die Angst vor dem Verlust der neuen Brille dazu, eine Versicherung dazuzukaufen. Die Wut über Ausbeutung und chemische Zusätze in Kleidungsstoffen lässt uns nachhaltig kaufen. Spiele für das Smartphone werden oft aus Langeweile gekauft. Und Frust oder die Angst, es nicht zu schaffen, führt oft zu Käufen in diesen Spielen. Neid oder das Bedürfnis mitzuhalten, kann ein Trigger dafür sein, besonders hochwertig einzukaufen.
Ein interessanter Ansatz also, einmal die komplette Bandbreite menschlicher Gefühle zu bedenken und so zu neuen Formen der Kundenansprache zu gelangen. Wer gezielt Probleme anspricht und dafür eine Lösung anbietet, kann auch Negativität für sich nutzen. Wenn der Kunde das Gefühl hat, dass seine Probleme ernst genommen und gelöst werden, führt das wiederum zu positiven Emotionen.
Frage dich also „In welcher Situation befindet sich die angesprochene Person gerade und wie fühlt sie sich dabei?“ Und dann hole dein Gegenüber dort ab.
Um zu verkaufen oder aber erstmal Vertrauen zu schaffen, musst du zuerst das Interesse deiner Zielgruppe wecken.
Interesse wird manchmal synonym mit den Ausdrücken Neugier, Faszination, Aufregung oder Staunen gebraucht und stimmt in manchen Merkmalen mit Herausforderung und intrinsischer Motivation überein. Intrinsische Motivation bezeichnet den „Wunsch, etwas effektiv und um seiner selbst willen zu tun“ (Myers 2005:355). Izard zufolge ist „Interesse – Erregung […] die positive Emotion, die mit konstruktiver Tätigkeit und Wagnis verbunden ist“ (Izard 1994:292).
Eine weitere Form des Interesses ist Fredrickson (1998) zufolge das von Csikszentmihalyi (1990) geprägte Flow-Konzept.
Zahlreiche empirische Studien haben den Zusammenhang zwischen positiven Emotionen und Gesundheit, subjektivem Wohlbefinden, Kreativität, Belastbarkeit usw. gezeigt. Nutze positive Emotionsbegriffe, um deine Zielgruppe zu motivieren und Aufgeschlossenheit und Vertrauen zu fördern. Zeige, wie deine potenziellen Kunden durch deine Dienstleistungen und Produkte zu positiven Gefühlen gelangen.
Freude wird oft synonym mit Glück bzw. Glücklichsein verwendet. Zu dieser Emotionsfamilie zählen auch weitere Emotionen mit hohem Erregungslevel, wie zum Beispiel Heiterkeit bzw. Spaß, Hochgefühl und Fröhlichkeit. Betone beispielsweise die Freude, wenn die betreffende Person persönlich etwas geleistet oder geschaffen hat.
Die zwei Emotionen Elevation und Flow, für die es keine knappe deutsche Bezeichnung zu geben scheint, werden oft unterschätzt, obwohl sie sehr wichtig sind. Jonathan Haidt beschreibt „elevation“ als ein positives Gefühl, das durch das Beobachten von tugendhaften Handlungen entsteht und dazu führt, selbst tugendhaft handeln zu wollen (vgl. Haidt 2000:1f.). Flow ist ein Zustand völliger Konzentration auf eine Tätigkeit, der maximale Produktivität bewirkt. Wenn diese für deine Zielgruppe wichtig sind, solltest du sie in deine Kommunikation einbauen bzw. deinen potenziellen Kunden beim Erreichen dieser helfen.
Im Marketing wird schon lange auf Emotionen gesetzt. Die Klassiker sind Angst und Gier. Typisch ist auch das Bedürfnis nach Sicherheit. Aber heutzutage geht es oft um Zugehörigkeit und Beziehungen. Hast du bereits einen Tribe / eine Community?
Wenn wir Entscheidungen treffen, verlassen wir uns stark auf unsere Emotionen. Auch Jahrtausende der Evolution und der Entwicklung des abstrakten und kritischen Denkens haben daran nicht viel geändert.
Wir wägen ab, lesen Bewertungen und machen vielleicht sogar eine Pro-/Contra-Liste. Und trotzdem wird unsere Kaufentscheidung (und die Ihrer Kund:innen) größtenteils von einem der ursprünglicheren Gehirnbereiche beeinflusst, der für unsere Emotionen zuständig ist. Wenn die Entscheidungen, die Menschen treffen, größtenteils darauf basieren, wie sie sich fühlen, können Marken dies nutzen, indem sie ein bestimmtes Gefühl vermitteln. Sie müssen an den Menschen appellieren, nicht an den Käufer oder die Käuferin.
fMRI-Tests haben immer wieder gezeigt, dass bei der Bewertung von Produkten oder Marken das limbische System (wo unsere Gefühle, Erinnerungen und Werturteile ihren Ursprung haben) aufleuchtet, während die Datenverarbeitungs- und Analysezentren des Gehirns weitgehend unstimuliert bleiben. Mit anderen Worten: Die meisten Kaufentscheidungen sind emotional, nicht praktisch. Aber dies gilt nicht nur für Käufe. Auch das Anklicken von Artikeln im Netz und ob dir jemand auf Social Media folgt, wird emotional bestimmt.
Sag es mit Gefühl – Texte und Emotionen
Emotional schreiben bedeutet nicht, dass du es total übertreiben musst und deine Leser:innen in Tränen ausbrechen. Sondern dass deine Aussage für deine Zielgruppe greifbar wird – und zu ihrer Lebensrealität passt. Hole sie nicht nur inhaltlich, sondern auch emotional da ab, wo sie gerade sind. Vor allem in Zeiten von ChatGPT und anderen KI-Tools sehnen sich deine Leser:innen danach, menschliche und individuelle Texte zu lesen.
Es gibt unzählige Möglichkeiten, Texte emotional zu gestalten. Zum Beispiel Storytelling, Metaphern, Gefühlswörter, Personalisierung oder auch gezielte syntaktische Regelbrüche. Finde deinen Weg, der zu dir und deiner Zielgruppe passt. Werde einzigartig, wiedererkennbar und sympathisch.
Die Frage ist also: Wie willst du rüberkommen? Nahbar, locker, lustig, empathisch, …? Bist du eher ein Veilchen oder eine stolze Rose? Sind deine Texte eine Wüste oder ein Blumenmeer? Welche Menschen möchtest du in deinen Texten ansprechen? Überlege dir das, bevor du deine Texte schreibst. Was erwartet und wünscht deine Zielgruppe? Wie klingst du im Gespräch mit deinen Kunden?
Emotionen sind in Gesprächen und Texten situationsabhängig: Ein Bewerbungsgespräch wird zwangsläufig weniger emotional verlaufen als Geplauder unter Freunden bei einem Glas Bier oder Wein. Gleiches gilt für schriftliche Kommunikation: Persönliche Briefe oder Whatsapp-Nachrichten sind emotionaler als die Bedienungsanleitung für einen neuen Toaster oder ein anderer Gebrauchstext.
Hier sind zwei Praxisbeispiele für Blogtexte von Selbständigen, die die im Text beschriebenen Prinzipien des emotionalen Schreibens umsetzen:
**Beispiel 1: Webdesignerin**
Anstatt: "Ich biete professionelle Webdesign-Dienstleistungen an. Meine Expertise umfasst..."
Könnte sie schreiben: "Stell dir vor: Deine Website ist endlich fertig – modern, ansprechend und genau auf deine Bedürfnisse zugeschnitten. Sie zieht Kunden magisch an und spiegelt deine Persönlichkeit perfekt wider. Das ist kein Traum, sondern das Ergebnis meiner Arbeit. Ich liebe es, Websites zu gestalten, die nicht nur gut aussehen, sondern auch funktionieren. Lass uns gemeinsam an deinem Online-Erfolg arbeiten!" Hier wird eine Vision geschildert und die Emotionen (Erfolg, Freude, Wertschätzung) direkt angesprochen. Die Sprache ist persönlich und sympathisch, vermittelt Kompetenz und Vertrauen. Die Webdesignerin positioniert sich als Partnerin, die den Kunden beim Erreichen seiner Ziele unterstützt.
**Beispiel 2: Lebenscoach**
Anstatt: "Ich biete Coaching-Sitzungen an, um Ihre Ziele zu erreichen."
Könnte er schreiben: "Fühlst du dich ausgebrannt und überfordert? Stehst du vor einer wichtigen Entscheidung und weißt nicht, wie du weitermachen sollst? Ich weiß, wie sich das anfühlt. In meinen Coaching-Sitzungen begleite ich dich auf deinem Weg zu mehr Klarheit, Selbstvertrauen und Lebensfreude. Gemeinsam finden wir Lösungen, die zu dir passen und dich bei der Erreichung deiner Ziele unterstützen." Der Text spricht direkt die potentiellen Probleme und Emotionen (Ausgebranntheit, Überforderung, Unsicherheit) der Zielgruppe an. Er bietet Empathie und vermittelt den Eindruck, dass der Coach die Herausforderungen des Lesers versteht. Die Verwendung von "wir" stärkt das Gemeinschaftsgefühl und unterstreicht die Partnerschaft.
In beiden Beispielen wird versucht, eine Verbindung zum Leser herzustellen, indem authentische Emotionen ausgedrückt und die Leser auf emotionaler Ebene angesprochen werden. Die Texte sind persönlich, ansprechend und vermitteln gleichzeitig Kompetenz und Vertrauen.
Erfahrungen sind mehr wert als Theorie. Deswegen ist es klasse, wenn du in deinen Texten deine authentischen Erfahrungen teilen kannst (oder zum Beispiel die einer Kundin).
Ich liebe Metaphern, weil sie eine Aussage in ein Bild verwandeln. Und Menschen merken sich Bilder viiiiiiiel besser als kalte Fakten.
Außerdem können schwer verständliche Themen durch Metaphern leichter verständlich werden. Du kannst auf altbekannte Metaphern zurückgreifen, um deine Texte bildhafter zu machen. Noch besser finde ich, mir eigene Metaphern zu überlegen. Ich erkläre meine Inhalte gerne anhand von Bildern aus Bau, Garten oder Küche.
Nicht, dass wir uns missverstehen. Vor allem sollten deine Texte leicht verständlich sein. Je nachdem, welches Wissen deine Zielgruppe mitbringt und je nach Thema sollten Texte unterschiedlich geschrieben werden. Du willst besser zu verstehen und sympathischer sein als deine Mitbewerber. Zu viel Emotion schadet deinem Expertenstatus, zu wenig schafft kein Vertrauen und keine Authentizität. Du willst schließlich nicht wie ein Computer klingen, sondern wie ein Mensch.
Bei deinen Website-Texten geht es darum, die richtige Mischung zu finden: Sie sollen nach dir klingen – und sie sollen speziell für deine Zielgruppe geschrieben sein. Wie das bei einem Dialog ja auch ist: Es geht darum, sich auszutauschen (und im Idealfall nicht darum, dass nur eine Person ihren Standpunkt vertritt, oder?).
Probier es aus! Nutze in deinem nächsten Text emotionale Sprache oder ein anderes Stilmittel.
Lies hier weiter:
Der Doppelpunkt als Stilmittel